Tragösser Geschichte (Kurzfassung)

Tragöß wurde schon 1023 als  „Tragusse“ erstmals urkundlich erwähnt. Die älsteste Urkunde vom 16. Mai 1023 zeigt, dass Kaiser Heinrich II, genannt der Heilige, dem Frauenkloster Göß im Jahre 1020 Grundstücke in „Tragusse, im Gaue Leobnertal“, zum Geschenk machte.

 

Die ersten Ansiedler waren die Wenden oder Südslawen, die sich nach den Wirren der Völkerwanderung im 6. Jahrhundert als Ackerbauern oder Viehzüchter ansiedelten. Sie besetzten nicht das Tal, sondern die Lagen, die das Tal links und rechts einsäumen.

 

Die Spuren dieser Slawen und Windischen sind noch heute in der Benennung der Berge und Täler, Bäche und Hausnamen der ältesten Gehöfe ersichtlich: Glimitzer = glina – Erde – Erdbauer (das Gehöft ist heute noch bewirtschaftet), Laming = Lominca – der Bach mit den lehmigen, wie abgebrochenen Uferrändern, slaw. Lom = der Bruch, der Abbruch (1023 „Lomnicha Fluvius“). Auch der Name Tragöß kommt vermutlich aus dem Slawischen: „tra“ oder „tre“ = drei und „gozd“ = Wald, also Dreiwald; womit die drei Gipfel von Pribitz, Meßnerin und Trenchtling gemeint gewesen sein könnten. Die dann später eingewanderten Bayern und Franken besetzten hauptsächlich das Tal und rodeten den Wald (davon auch der Name Greuthof).

1210 wurde Tragöß zur Pfarre erhoben. Sie war eine der Lehenspfarren des Stiftes Göß. Aus dieser Zeit stammen auch die heute noch gebräuchlichen Hausnamen.

 

Die Pfarrkirche in Tragöß-Oberort wurde im Jahre 1156 im romanischen Stil erbaut (war ursprünglich ein Jagdschloss der Stubenberger). Der Pfarrhof stammt in seinen ältesten Teilen ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert und wurde als solcher erbaut. Pfarrhof und Kirche sind mit einer hohen, mit Schießscharten versehenen Mauer umgeben. In den ältesten Teilen des Pfarrhofes haben die Schießscharten die Form von Armbrustscharten.

 

Bekannt wurde Tragöß in Historikerkreisen vor allem durch die Ermordung des Pfarrers Melchor Lang durch acht verschworene Waldbauern im Jahre 1493. Der steirische Dichter Peter Rosegger war oft Gast in Tragöß und hat diese Tat in seinem Roman „Der Gottsucher“ dargestellt. Der Schädel und die beiden Oberschenkelknochen des ermordeten Pfarrherrn sind noch vorhanden, können aber leider nicht mehr besichtigt werden. Zu diesem Pfarrermord gibt es in der Kirche ein Votivbild aus dem 16. Jhd. Noch mehrmals erinnert die Chronik an die rebellischen Tragößer Bauern (1550 war ein zweiter Pfarrermord geplant).

 

Zur Pfarrkirche St. Magdalena in Tragöß-Oberort gehört auch die Filialkirche in Tragöß-Pichl, die dem Hl. Nikolaus geweiht ist. Sie bestand als Kapelle sicher schon im 14. Jahrhundert.

 

Nach den katastrophalen Missernten von 1816/1817 verteilte Erzherzog Johann „Der steirische Prinz“ (und auch Jagd- und Grundherr in Tragöß) eigenhändig Kartoffeln an die Bauern von Tragöß (dazu gibt es im Museum ein Bild von M. Loder).

 

Um ihre Kriegsschulden bezahlen zu können, verkaufte die Stadt Bruck 1654 das Landesgericht Tragöß an die 34. Äbtissin v. Göß um 1600 Gulden und 12 Dukaten. Daraufhin wurden im sogenannten Galgenwald drei Galgen (hohe Steinsäulen), aufgestellt, diese Richtstätte ist bis heute noch erhalten.

 

Im 17. Jh. wütete die Pest im Lamingtal, einige Bildstöcke erinnern noch an diese furchtbare Seuche.

 

Die Tragösser Pfarre stand mehr als 700 Jahre lang unter der Grundherrschaft des Stiftes Göß. Erst unter Josef II wurde die Leibeigenschaft aufgehoben und die Klöster aufgelöst. Im Jahre 1783 erhielt der damalige Pfarrer einen Bescheid, dass Tragöß nunmehr als landesfürstliche Pfarre anzusehen ist. Der Herrschaftsbesitz ging an die Radmeister Kommunität zu Vordernberg.

 

Der Grüne See ist eine Besonderheit von Tragöß. Mit dem Einsetzen der Schneeschmelze auf den Bergen, füllt sich der See mit glasklarem, smaragdgrünem Wasser. Vom Frühjahr bis in den Spätsommer zeigt sich der Grüne See von seiner schönsten Seite – im Herbst geht der Wasserspeigel langsam zurück und trocknet im Winter fast zur Gänze aus.

 

Die Pflanzenwelt von Tragöß ist einzigartig und charakteristisch für die Kalkalpen: Edelweiß, Enzian, Almrausch, Petergstamm, Frauenschuh, Gamsnelke, Kohlröschen, Arnika, Speik, geflecktes Knabenkraut etc...

 

Im Jahre 1829 wurde die erste Schule in Tragöß-Oberort errichtet, vermutlich wurde aber schon 1256 eine Pfarrschule eingeführt. Die Schulchronik beginnt mit dem Jahr 1820.

 

Tragöß ist eines der schönsten Alpentäler der Steiermark und wird im  Norden durch drei mächtige Berge, nämlich den Trenchtling, der Pribitz und der Meßnerin (diese hat ein riesiges Loch durch den Berg, in der Größe der Tragösser Pfarrkirche) abgeschlossen.

 

Tragöß mit den Ortschaften Oberort, Pichl-Großdorf und Unterort sowie den Katastralgemeinden Schattenberg, Sonnberg und Oberort  liegt in 780 m Seehöhe, hat 1.023 Einwohner (Stand 1.1.2012) und ein Flächenausmaß von 11.052 ha. (Mehr als die Hälfte davon ist Wald, 2.500 ha sind Almwiesen).

 

Seit Mitte der 60er Jahre wird im Haringgraben Gips abgebaut.

 

In dem lieblichen Bergdorf gibt es schon seit mehr als 100 Jahren Fremdenverkehr als wichtigen Wirtschaftszweig und im Oktober 2014 wurde der Grüne See von den ORF-Zusehern zum schönsten Platz Österreichs gewählt.

 

 (zusammengestellt aus mehreren Chroniken von Viktoria Sommerauer)